Egal ob Hufschmied, Huftechniker, Huforthopäde oder was auch immer. Es ist und bleibt ein körperlich fördernder Job, den immer weniger Menschen machen wollen. Daher hier meine do´s and don´ts für den Hufbearbeitungstermin – oder: wie ich ein angenehmer Kunde bin
Nach langjähriger Tätigkeit als Huforthopädin ist dies ein Thema was mir am Herzen liegt. Nicht um Pferdebesitzer schlecht zu machen, sondern um ein entspanntes miteinander zu fördern, was dann schlussendlich wieder dem Pferd zugute kommt.
Ausserdem ist das so ein Thema wo sich viele Pferdemenschen eher wenig Gedanken drum machen. Das ist nicht böswillig, aber macht dem Hufbearbeiter das Leben oft nicht leichter.
Also hier ein paar Dinge die man tun, oder besser lassen sollte.
Eine saubere Arbeitsumgebung
Im Winter:
Das fängt mit einem ebenen, möglichst matschfreiem Boden an. Wenn das Pferd schon bei der Arbeit in erdigem Boden steht ist es schwer den Hufzustand ordentlich zu beurteilen. Dazu gehört auch ein sauberes Pferd. Nicht nur die Füße sollten sauber sein, es wäre sehr schön, wenn keine Schlammkruste (oder schlammverkrustete Decke auf dem Pferd liegt) wo der Dreck dem Hufmensch portionsweise in den Nacken rieselt. Ihr müsste die Hufe dazu nicht zwingend waschen, gründlich sauber bürsten reicht völlig aus, denn vor Wasser triefende Hufe bei 3 Grad Außentemperatur sind auch nicht so toll…
Im Sommer:
Hier sieht die Sache etwas anders aus. Matsche ist meist nicht mehr das Problem – in der Jahreszeit ist es eher die Sonne und die Insekten. Hier wäre also ein schattiger Arbeitsplatz und eine Fliegendecke für das Pferds sinnvoll. Fliegensprays geben meist nach Minuten auf und wirken nicht mehr. Eine Decke kann für alle Beteiligten Erleichterung verschaffen, denn das Pferd hampelt ja nicht aus Langeweile (hoffentlich😅). Was soll es machen wenn es von den Fliegen gefressen wird.
Bei längeren Trockenperioden seid ihr der Superkunde wenn ihr die Hufe zeitig vor dem Termin wässert. Das macht das Horn weicher und viel besser zu bearbeiten. Das ist gut für den Hufmensch aber auch für das Pferd, denn vielen Pferden ist es recht unangenehm wenn jemand an ihrem harten Hufhorn hermuschnipselt. Es gibt Pferdebesitzer die ihrem Pferd dafür das stehen in Eimern beigebracht haben. Die einfachere Variante wäre mit dem Wasserschlauch einfach eine Pfütze zu produzieren und das Pferd darin zu parken. Nach nach gut 20 Minuten solltet ihr eine Wirkung haben – länger schadet aber auch nicht.
Für die Tinker, Friesen und Co. Fraktion:
Jaaaa ich weiß das mit dem Behang schneiden ist für die meisten ein absolutes „no go“. Nun ist es aber so, dass man die Hufe bei diesen haarigen Beinen eher erahnen, denn sehen kann.
Der ultimative Tip ist hier eine alte abgeschnittene Leggins oder Reitsocke die man über den Behang ziehen kann. So kann man die Hufe besser beurteilen und bearbeiten ohne das die Haare stören.
Die Sache mit Erziehungsauftrag
Der Hufmensch hat schlichtweg keinen Erziehungsauftrag für Euer Pferd. Wenn es Probleme gibt und euer Pferd dazu neigt zu treten oder zu beißen dann sagt das bitte vorher.
Da kommen wir auch zum nächsten Punkt. Auch das Hufe geben und stehen für den Hufmensch gehört meiner Meinung nach genauso zum Training wie Bodenarbeit oder Reiten. Sollte sich das schwierig gestalten gibt es viele Trainer die ein entsprechendes Training anbieten.
Was ihr vermeiden solltet:
Loben wenn das Pferd hampelt
Es ist suboptimal wenn euer Pferd gerade den Huf wegzieht und es ein „feeeiiiiiiiin“ vom Pferdehalter schallt. Lob kommt am besten dann wenn das Pferd still steht und den Huf in der Luft hat. Dann darf es gern auch mal ein Keks sein (es sei denn es endet im Handgemenge weil Pferd dann nur noch fressen möchte). Beim abstellen des Hufes belohnt sich das Pferd ja quasi selbst weil es dann seine Ruhe hat.
Ablenkfüttern / Ablenken durch den Besitzer
Kann man machen, funktioniert aber tatsächlich bei den wenigsten. Die meisten Pferde fangen dann derart an zu hampeln, dass es die Bearbeitung eher behindert denn verbessert. Genau so verhält es sich wenn der Besitzer vorn am Kopf den Entertainer spielt. Das hat meist zur Folge, dass sich das Pferd auf seinen Besitzer konzentriert und alles hinter seinem Kopf inklusive Hufmensch vergisst. Also auch nicht so toll. Meist ist es besser, wenn sich der Besitzer auf einen gewissen Abstand zurück zieht und sein Pferd so wenig wie möglich beachtet, sodass es sich auf seinen Job die Füße zu geben konzentrieren kann.
Tips zum Hufe geben üben
Den Königsweg gibt es wie immer im Leben nicht. Jeder Jeck (äh Pferd) ist anders – aber zum Glück gibt es ja viele Taktiken die man probieren kann.
Am wichtigsten finde ich, das Ganze konsequent zu üben und immer die gleichen Regeln einzuhalten. Damit meine ich, dass grundsätzlich wegziehen z.B. nicht geht. Auch dann nicht, wenn ihr heute mal wenig Zeit habt und schnell fertig werden wollt (wobei ich sagen muss, dass ich es mir abgewöhnt habe mit wenig Zeit überhaupt ans Pferd zu gehen, da das bei mir oft im Drama endet).
Also wie kann ich üben?!
Ich starte so, dass ich mich neben das Pferd stelle und langsam das Bein runterstreiche. So kann das Pferd sich darauf einstellen was als nächstes kommt und hat die Chance bereits den Huf zu geben bevor ich ihm auf die Nerven gehe…Wenn ich an der Fessel angekommen bin und keine Reaktion erfolgt klopfe ich mit dem Hufkratzer leicht gegen die Fessel. Das mache ich so lange, bis der Huf angehoben wird und ich ihn nehmen kann. Vom ziehen und zerren halte ich nicht wirklich viel – das Pferd ist ja sowieso meist stärker als wir.
Wenn ich den Huf nun in der Hand habe halte ich ihn mit meinen Fingerspitzen an der Zehe fest. Sollte das Pferd nun wegziehen oder hampeln kann ich die Bewegung ganz entspannt mitgehen ohne das mir der Huf aus der Hand gerissen wird. Hier warte ich dann, bis das Pferd aufhört zu zappeln. Erst dann lobe ich und erst danach setze ich den Huf ab. Wenn das regelmäßig geübt wird dann habt ihr in sehr kurzer bis absehbarer Zeit ein Pferd, welches Euch die Hufe gibt sobald ihr das Bein herab streicht.
Stimmt nicht?!
Dann habt ihr vielleicht andere Probleme. Damit meine ich, dass meist alles seinen Grund hat und das ein „nicht Hufe gebendes“ Pferd vielleicht einfach nicht in der Lage dazu ist. Das kann viele Gründe haben, die man jedoch unbedingt herausfinden sollte. Es kann von schlichter fehlender Balance bis zu körperlichen Problemen (wenn euer Hufbearbeiter euch sagt da klemmt etwas dann glaubt ihm – er hat meist recht) reichen. Das wäre dann ein Job für den Tierarzt / Physio etc. und ohne Abklärung unfair dem Pferd gegenüber.
Ich hoffe, dass niemanden auf den Schlips getreten bin und schliesse rein prophylaktisch schon mal mit einem lustigen YouTube Video. Habt viel Spaß mit Euren Pferden – bis bald 👋